Camouflage, 2023

Installation zur Ausstellung UTOPIA im Kulturstock 3, Pischelsdorf, Oststeiermark

Baumwollstoff bedruckt, ca. 90 x 90 x 250 cm

Die Arbeit Camouflage ist ein begehbarer Baumstamm aus Stoff und bietet Platz für eine Person als Unterschlupf; für den Fall des Falles in dem nichts mehr geht; ob Krieg, Blackout, Quarantäne, Nuklearkatastrophe oder andere unvorhergesehene Ereignisse die den Menschen vor nie zuvor erlebte Aufgaben stellt. Als Rückzugsort um in seiner eigenen kleinen Höhle die Katastrophe unerkannt zu überstehen.

Die Ausstattung im Inneren ist karg, eine Sitzgelegenheit und
30 QR Codes. Die Codes verweisen praktischerweise auf Lifehacks des SURVIAL Handbuchs für US-Soldat:innen – quasi Tipps von den Vollprofis und geben Infos über verschiedene Überlebenkniffs, von Shelter, Fire, Water, Basic Survival Medicine,  bis Lifesaving Steps und How Plants Poison. (Das Handbuch ist ausschließlich für die interne Verwendung innerhalb der Army freigegeben. Das normale Volk braucht diese Tricks scheints nicht zu kennen.)

Die Plazierung der QR Codes führt ins Absurde, im Fall des Falles sind sie mit hoher Wahrscheinlichkeit unbrauchbar. Sowohl die Server die die Lifehacks beherbergen als auch die Devices für das Abrufen der guten Tipps werden in kürzester Zeit stromlos sein. Dann kommt der Zeitpunkt an dem man mit „echtem“ Wissen und Kreativität, gegenüber dem Wissen wann und wo man an Informationen kommt, punktet. 

Die Arbeit entstand auf Basis der Lektüre des Buches
Landschaftslektüren zwischen Theater, Kunst und Krieg
1914–1945
von Hannah Wiemer, das sich mit Kunst im Krieg auseinandersetzt. So gab es im 1. sowie im 2. Weltkrieg Künstler die versuchten, sich aktiv in Kriegstaktiken einzubauen. Baumatrappen als Sniperverstecke entstanden da ebenso wie Panzeratrappen und ganze Theaterszenen um die die Gegner/Angreifer zu verwirren. Die Camouflage wurde erfunden, schließlich erforderte der Einsatz von Flugzeugen und die Erfindung der Luftfotografie im ersten Weltkrieg neue Methoden, Tarnung war mehr denn je angesagt. So zog man beispielsweise in Frankreich ab 1915 gezielt Künstler, Maler, Bildhauer und Bühnenbildner zusammen die sich dieser Probleme annahmen.  

Im 2. Weltkrieg konnte sich das New Bauhaus bzw. die New School of Design in Chicago unter Lazlo Moholy-Nagy ab dem Eintritt der USA in den Krieg nur deshalb finanziell über Wasser halten weil die inhaltliche Ausrichtung quasi über Nacht angepasst wurde. Tarnung, Täuschung, Materialforschung (auch um Mangelmaterialien ersetzen zu können) etc. waren neue wichtige Lehrinhalte. Auch ein Zertifikat für Camouflagekurse konnten erworben werden.

Zu den Llifehacks: https://chibidziura.com/category/projekte_aktuell/camouflage/